Mein Name ist Dirk Dowald, ich bin Sammler von Miniaturstühlen, vorwiegend im Maßstab 1:6, die ich auf diesen Seiten präsentiere.
George Nelson
Miniatur „Pretzel Chair“
Entwurf: 1952
Maße: 85 x 81 mm, 126 mm hoch
Maßstab: 1:6
Sperrholz und Schichtholz verformt, Nußbaum
In den 1950er-Jahren entwarf George Nelson in seinem New Yorker Designstudio außergewöhnliche Stühle und Sessel. Zu seinen Ikonen zählt neben dem Coconut Chair und dem Marshmallow Sofa auch dieser Stuhl, der aus verleimtem und verformtem Schicht- und Sperrholz gefertigt ist. Aufgrund seiner an einen Brezel erinnernde Form erhielt der von Nelsons Mitarbeiter John F. Pile entworfene Stuhl die Bezeichnung Pretzel Chair.
Die elegante Form der schichtverleimten Lehnenkonstruktion und die vier unter der Sperrholzsitzfläche kreuzenden Stuhlbeine führten zu extrem hohen Herstellungskosten, weshalb der Stuhl zunächst nicht in Serienproduktion ging. Gegen Ende der 1950er Jahre entstanden rund 100 Exemplare bei Plycraft, einem US-amerikanischen Hersteller hochwertiger Sperrholzmöbel für Herman Miller. Danach folgte 1985 eine kleine Produktion des italienischen Herstellers ICF. Schließlich, im Jahr 2008, zu George Nelsons hundertstem Geburtstag, produzierte Vitra eine limitierte und nummerierte Neuauflage von 1000 Exemplaren.
Im gleichen Jahr erschien außerdem die hier abgebildete Miniatur des Pretzel Chairs im Maßstab 1:6, die vom Vitra Design Museum gefertigt wurde und als Weihnachtsgeschenk an Vitra-Partner verschenkt wurde.
George Nelson
Miniatur „Coconut Chair“
Entwurf: 1955
Maße: 172 x 141 mm, 140 mm hoch
Maßstab: 1:6
Kunststoffschale, Eisendraht verchromt, Leder
George Nelson entwarf Sitzobjekte aus dem Formenkanon spontaner, populärer Alltagskultur – entgegen der Tendenz, Möbel stärker an den menschlichen Körper anzupassen. Die entscheidenden Impulse für seine Formen fand er in der Kunst der 1950er Jahre.
Beim Entwurf des Coconut Chairs von 1955 spielte der damalige Nelson-Mitarbeiter George Mulhauser eine wesentliche Rolle. Die Sitzschale besteht aus einem gebogenen Aluminiumstück und ist zur Innenseite hin gepolstert. In frühen Produktionen wurde die Schale aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Das leichte Untergestell besteht aus verchromtem Rundrohr mit dünnen, stabilisierenden Querstreben.
Die Miniatur ist die 58. von bisher 136 hergestellten Modellen in der Vitra Miniatures Collection und wird seit 1998 bis heute vom Vitra Design Museum angeboten.
George Nelson
Miniatur „Marshmallow Sofa“
Entwurf: 1956
Maße: 218 x 134 mm, 132 mm hoch
Maßstab: 1:6
Lackiertes Stahlrohr, Aluminium, Lederkissen
George Nelson leitete seit 1946 die Designabteilung von Herman Miller und gehörte in jener Zeit zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des amerikanischen Designs. Parallel zu seinen Aufgaben bei Miller führte er bereits sein eigenes Designstudio.
1956 entwarf Irvin Harper, damals Mitarbeiter im Nelson-Büro, das Marshmallow Sofa. Dessen Sitz- und Rückenfläche bestehen aus 18 farbigen, kreisrunden Polstern, die auf eine schlichte Stahlkonstruktion montiert sind. Das Marshmallow Sofa gilt als einer der frühen Pop-Art-Entwürfe überhaupt.
Noch heute wird das Marshmallow Sofa hergestellt. Zwischen zwei Sofas lässt sich ein Verbindungselement mit sechs einzelnen Kissen montieren, wodurch unterschiedlich lange Konfigurationen entstehen.
Für die Sammlung der Vitra Miniatures Collection wird das Sofa mit weißen Lederkissen gefertigt. In der Wanderausstellung „Designmaßstäbe – 100 klassische Sitzmöbel“ des Vitra Design Museums wurde die Miniatur des Marshmallow Sofas mit farbigen Ledersitzen gezeigt. Die farbige Ausführung wurde speziell für diese Ausstellung produziert und blieb limitiert.
Aus meinem Bücherschrank
miniaturen
aus der Sammlung Dirk Dowald
Band 2
Designmaßstäbe – 100 klassische Sitzmöbel
Die Miniaturen aus der Ausstellung des Vitra Design Museums
Die zweite Dokumentation meiner Miniaturensammlung ist fertig. Inhaltlich geht es um die 100 Miniaturen der Vitra Wanderausstellung „Designmaßstäbe – 100 klassische Sitzmöbel“. Die 1997 entstandene Wanderausstellung wurde über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren weltweit in den großen Museen für Kunst und Design gezeigt.
69 auf sechs Exemplare limitiert hergestellte Miniaturen und 31 Modelle aus der bereits seit 1992 aufgelegten „Vitra Miniatures Collection“ bilden die Sammlung. Im Laufe der folgenden Jahre gingen 20 weitere dieser Modelle in die Serienproduktion. Bei den limitiert angefertigten Miniaturen handelt es sich u.a. um Modelle wie den Windsor Stuhl, einem Entwurf aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, den Rohrrahmenstuhl von Gerrit Rietveld, den aus einem Stück Sperrholz gebogenen Sessel des englischen Designers Gerald Summers oder auch den Sitzgerät Colani von Luigi Colani. Auch gehört der Faltstuhl Plia, der wegen seines patentierten Monogelenks Designgeschichte schrieb, dazu und natürlich der Klassiker unter den Klassikern, der Brno Sessel, den Ludwig Mies van der Rohe 1929 für die Einrichtung der Villa Tugendhat in Brünn entwarf.
Meine reichhaltig bebilderte Dokumentation in deutscher Sprache ist die einzige Informationsquelle zur Sammlung „Designmaßstäbe…“. Wer sich für das Buch interessiert, kann sich gerne per E-Mail unter miniaturstuhl@gmx.de an mich wenden.
Außerdem sind noch einige Exemplare meiner ersten Dokumentation über die 136 Miniaturen der Vitra Miniatures Collection verfügbar. Auch hier können mir interessierte Sammler gerne über die obige Kontaktmöglichkeit schreiben.
Sori Yanagi
Miniatur „Butterfly Stool“
Entwurf: 1954 bis 1956
Maße: 69 x 51 mm, 66 mm hoch
Maßstab: 1:6
Ausführung: Sperrholz verformt, dunkelbraun gebeizt und Naturholz, Messing
Der Butterfly Stool ist ein Entwurf des japanischen Designers Sori Yanagi. Yanagi entwarf den Hocker im Jahr 1954 und brauchte zwei weitere Jahre um die Entwicklung des eigentlich sehr einfach erscheinenden Hockers abzuschließen. Auch der japanische Hersteller Tendo Mokko benötigte einige Jahre um die Voraussetzungen für eine Serienproduktion, der damals kaum bekannten Sperrholz-Verformung, zu schaffen. Sehr hilfreich waren dabei die von Charles und Ray Eames aber auch von Alvar Aalto entwickelten Techniken dieser neuartigen Verarbeitung von Sperrholz.
Der Hocker besteht aus zwei gleichförmigen, verformten Sperrholzelementen, die lediglich mit zwei Schrauben und einer Messingstange verbunden sind. Durch die Verbindung beider Elemente entsteht eine Form, die in gewisser Weise auf ein Torii hinweist, ein traditionelles japanisches Tor, das meist am Eingang von Shinto-Schreinen steht. Auch erinnert die leichte und geschwungene Silhouette beider Sitzschalen an die Flügel eines Schmetterlings, was dem Namen seinen Ursprung gibt.
Gegen Ende der 1990er Jahre stellte das Vitra Design Museum einige Miniatur-Prototypen des Hockers in Birkenholz her. Im Jahr 2000 wurde die Miniatur schließlich in dunkelbraun gebeizter Holzausführung für die Vitra Miniatures Collection aufgelegt.
Verner Panton
Miniaturen „Panton Chair“
Entwurf: ca. 1956 bis 1967
Maße 51 x 65 mm, 80 mm hoch
Maßstab: 1:10
Ausführung: Kunststoff mehrfarbig
Bereits Mitte der 1950er Jahre entwarf Verner Panton den s-förmigen und freischwingenden Stuhl aus einem durchgängigen Stück Kunststoff. In den Folgejahren wurde der Stuhl immer wieder modifiziert und schließlich konnten im Jahr 1967, nach fast zehnjähriger Entwicklungsarbeit, die ersten Serienstühle produziert werden.
Bereits nach einer fast zweijährigen Produktion aus glasfaserverstärktem Polyester erfuhr der Stuhl einen Materialwechsel. Von 1968 bis 1971 wurde der Panton Chair in dem für den Möbelbau neuartigen Kunststoff Polyurethan (PU) hergestellt und schließlich von 1971 bis 1979 aus Polystyrol. Nach einer vorübergehenden Einstellung der Produktion wird der Stuhl seit 1983 als Panton Chair Classic in der lackierten PU-Ausführung und seit 1999 als preiswertere Ausführung in durchgefärbtem Polypropylen wieder produziert.
Das 6er Set der hier abgebildeten Miniaturen wurde von Vitra hergestellt und stammt vermutlich aus der Zeit, bevor die Vitra Miniatures Collection des Vitra Design Museums im Jahr 1992 hergestellt wurde.
Salvador Dali
Miniatur Leda Armchair
Salvador Dali
Entwurf: 1935, realisiert 1970er Jahr
Miniatur im Maßstab 1:6
Maße: 92 x 71 mm, 140 mm hoch
Vollkunststoff messingfarbig lackiert
Der in den 1970 Jahren durch das spanischen Möbeldesignunternehmen BD Barcelona aufgelegte Stuhl Leda geht auf ein Motiv in Salvador Dalis Gemälde „Femme á la téte rose“ aus dem Jahr 1935 zurück. Der Entwurf verkörpert Dalis surrealistische Philosophie und zeigt in Kombination aus künstlerischem Ausdruck und praktischer Funktionalität ein einzigartiges Möbelstück, das sowohl als Kunstwerk als auch als Sitzgelegenheit dient.
Der Name des Stuhls spielt auf den griechischen Mythos von Leda und dem Schwan an, der sich in seiner schwanenartig geschwungenen Rückenlehne widerspiegelt.
Joaquim Camps, ein mit Dali befreundeter Bildhauer spielte bei der Realisierung des Designs und der Anfertigung erster Prototypen eine entscheidende Rolle. Die Umsetzung des Stuhls erforderte eine präzise Handwerkskunst, um die komplexen, organischen Formen und die charakteristischen geschwungenen Linien, die Dali abgebildet hatte, zu realisieren.
Die Produktion des sehr aufwendig herzustellenden Leda Armlehnsessels übernahm BD Barcelona, dessen Mitgründer Oscar Tusquet auch ein enger Freund Salvador Dalis war. Die Einzelanfertigungen des Leda machen jeden Stuhl zu einem Unikat, da die aus einem Messingguss hergestellten Rohlinge von Hand geschliffen und poliert werden.
Die Miniatur des Leda-Armlehnsessels wurde von der Fundació Gala-Salvador Dali angeboten und ist heute ein begehrtes Sammlerstück.
Josef Hoffmann
Miniatur Nr. 670, Sitzmaschine
Entwurf: 1905
Miniatur im Maßstab 1:6
Maße: 108 x 143 mm, 184 mm hoch
Buchenholz mahagonifarbig gebeizt,
Schellack-Politur
Die Sitzmaschine wurde von Josef Hoffmann für die Einrichtung des Sanatorium Purkersdorf entworfen. Der Entwurf stellte eines der frühen Experimente Hoffmanns dar, ein Gebäude und seine Einrichtung zu einem Gesamtkunstwerk zu vereinen.
Neue Biegetechniken, die zu jener Zeit eine fast rechtwinklige Linienführung erlaubten, kamen dabei dem geometrischen Formwillen des Architekten entgegen. Hoffmanns Entwurf vereint dekorative und strukturelle Elemente, die für den Stil der Wiener Werkstätte typisch sind: Das Quadratraster, das die rechteckige Rückenplatte durchdringt, die Bugholzschlaufen, die die Armlehnen und Beine bilden, und die Knopfreihen zum Verstellen der Rückenlehne.
Lehnsessel mit verstellbarem Rücken sind seit dem 17. Jahrhundert bekannt. Die in den 1860er Jahren produzierten und streng auf die Grundformen reduzierten Sessel des Engländers William Morris waren wohl Vorbild für den Entwurf von Josef Hoffmann.
Charles Rennie Mackintosh
Miniatur Hill House Chair
Charles Rennie Mackintosh
Entwurf: 1903
Miniatur im Maßstab 1:6
Maße: 67 x 61 mm, 234 mm hoch
Eschenholz schwarz gebeizt und
lackiert, Veloursstoff grün und pink
Charles Rennie Mackintosh absolvierte seine Ausbildung zum Architekten und Designer in mehreren Architekturbüros und der Glasgow School of Art in Glasgow. Er gilt als Mitbegründer des schottischen Jugendstils und entwarf um die Jahrhundertwende neben zahlreichen Gebäuden, ganzheitliche Einrichtungen von der Tapete über Möbel bis hin zum Essgeschirr.
Den Hill House Chair entwarf Mackintosh 1903 für die Einrichtung des von ihm erbauten Hill House in Helensburgh, nahe Glasgow. Der Stuhl mit dem extrem hohen Leiterrücken war ursprünglich nicht als Sitzgelegenheit gedacht, sondern als Dekorationselement für das Schlafzimmer des Hauses. Die Rückenlehne mit den bereits in Bodenhöhe beginnenden Querstreben endet mit einem Gitter aus 25 Quadraten. Überhöhte Rückenlehnen sind ein immer wiederkehrendes Gestaltungselement anderer von Mackintosh seit 1897 entworfenen Stühle und wurden zu seinem Markenzeichen.
Die Miniaturen des Hill House Chairs in den Polsterfarben grün und pink sind die ersten zwei Miniaturen, die das Vitra Design Museum 1992 auflegte.
Aus meinem Bücherschrank
miniaturen
aus der Sammlung Dirk Dowald
Die 136 Miniaturen aus der Vitra Miniatures Collection
In den letzten zwei Jahren habe ich an der Dokumentation eines Teils meiner Sammlung gearbeitet. Für das jetzt fertiggestellte 316 Seiten umfassende Buch in deutscher Sprache fotografierte ich die 136 Miniaturen der Vitra Miniatures Collection in unterschiedlichen Ansichten und konnte sie so auf je einer Doppelseite sehr wirkungsvoll darstellen. Zu jeder Miniatur, die das Vitra Design Museum in den letzten 32 Jahren aufgelegt hat, gibt es Hinweise zu den wichtigsten Daten und kurze Informationen zum großen Vorbild.
Dieser Teil des Buches zeigt alle Miniaturen in der Reihenfolge des Erscheinens und wird in einem weiteren Abschnitt durch das von mir immer aktuell fortgeschriebene Verzeichnis der Vitra Miniatures Collection ergänzt.
Das Verzeichnis ist eine einmalige Informationsquelle über alle in den letzten 32 Jahren aufgelegten Miniaturen und informiert nicht nur über die Designer/Gestalter und deren Entwürfe, sondern auch über die wichtigsten Daten zu jeder Miniatur. Neben den Artikelnummern sind die jeweiligen Produktionszeiträume, also vom Beginn bis zum Ende der Herstellung, angegeben und in einem Zeitstrahl optisch dargestellt. Ergänzend wird außerdem auch die Preisentwicklung einer jeden Miniatur aufgezeigt.
In weiteren Abschnitten des Buches berichte ich über die Entwicklung meiner Sammlung und die im Laufe der Jahre entstandenen Sammelgebiete. Das wichtigste Sammelgebiet ist natürlich das der Vitra Miniatures Collection, da hier in unregelmäßigen Abständen (hoffentlich auch in Zukunft) immer mal wieder neue Miniaturen aufgelegt werden.
Ausstellungsbeteiligungen und eine eigene Miniaturenausstellung im Museum Haus Martfeld in Schwelm sind genauso Inhalt des Buches wie drei gezeigte Fotoserien, die im Studio meines Sohnes entstanden und sich mit dem Thema Stuhlmodelle im Maßstab 1:6 auseinandersetzen.