Aus meinem Bücherschrank

miniaturen
aus der Sammlung Dirk Dowald

Die 136 Miniaturen aus der Vitra Miniatures Collection

In den letzten zwei Jahren habe ich an der Dokumentation eines Teils meiner Sammlung gearbeitet. Für das jetzt fertiggestellte 316 Seiten umfassende Buch in deutscher Sprache fotografierte ich die 136 Miniaturen der Vitra Miniatures Collection in unterschiedlichen Ansichten und konnte sie so auf je einer Doppelseite sehr wirkungsvoll darstellen. Zu jeder Miniatur, die das Vitra Design Museum in den letzten 32 Jahren aufgelegt hat, gibt es Hinweise zu den wichtigsten Daten und kurze Informationen zum großen Vorbild.
Dieser Teil des Buches zeigt alle Miniaturen in der Reihenfolge des Erscheinens und wird in einem weiteren Abschnitt durch das von mir immer aktuell fortgeschriebene Verzeichnis der Vitra Miniatures Collection ergänzt.

Das Verzeichnis ist eine einmalige Informationsquelle über alle in den letzten 32 Jahren aufgelegten Miniaturen und informiert nicht nur über die Designer/Gestalter und deren Entwürfe, sondern auch über die wichtigsten Daten zu jeder Miniatur. Neben den Artikelnummern sind die jeweiligen Produktionszeiträume, also vom Beginn bis zum Ende der Herstellung, angegeben und in einem Zeitstrahl optisch dargestellt. Ergänzend wird außerdem auch die Preisentwicklung einer jeden Miniatur aufgezeigt.

In weiteren Abschnitten des Buches berichte ich über die Entwicklung meiner Sammlung und die im Laufe der Jahre entstandenen Sammelgebiete. Das wichtigste Sammelgebiet ist natürlich das der Vitra Miniatures Collection, da hier in unregelmäßigen Abständen (hoffentlich auch in Zukunft) immer mal wieder neue Miniaturen aufgelegt werden.

Ausstellungsbeteiligungen und eine eigene Miniaturenausstellung im Museum Haus Martfeld in Schwelm sind genauso Inhalt des Buches wie drei gezeigte Fotoserien, die im Studio meines Sohnes entstanden und sich mit dem Thema Stuhlmodelle im Maßstab 1:6 auseinandersetzen.

 

Miniaturen aus der Sammlung Herda

Die Frage die Klaus Herda stellt, ist manchmal nicht so leicht zu beantworten. Nicht allen der 18 von ihm gebauten Miniaturen sieht man überhaupt an, dass es sich um einen Stuhl handelt. Stuhl Nr. 11 z.B. könnte auch ein Fitnessgerät sein und Stuhl Nr. 3, wo soll man da sitzen? Aber seht selber, die Frage ob Stuhl oder Kunst ist nicht immer so einfach zu beantworten.

Ist das noch ein Stuhl oder schon Kunst?

Neben den bekannten künstlerischen Entwürfen von Ulrichs, Gufram oder den Campanas gibt es eine ganze Reihe weiterer ungewöhnlicher, zum Teil recht skurriler Designstühle, bei denen sich durchaus die Frage aufdrängt, ob es wirklich noch eine sinnvolle Sitzgelegenheit ist oder doch eher ein reines Kunstobjekt darstellt. Aber gerade diese „Schnittstelle“ finde ich besonders reizvoll, deshalb habe ich inzwischen auch viele Exemplare dieser ausgefallenen Stuhlobjekte „en miniature“ nachgebaut. Eine kleine Auswahl darf ich hier präsentieren:

Legende:
1: Skulptur (-Stuhl) untitled von Hannah Levy
2: MAgriTTA Pouf von Roberto S. Matta
3: Tube Stool (Designer unbekannt)
4: Skulpturaler Dreibeinstuhl (Designer unbekannt)

5: Holzstuhl von Jonny Briggs
6: Hack Chair von Ronan Kadushin
7: Yoga Man Chair von Tom Lyon
8: BarbedWire Chair von Arik Levy

9: R2 Railing Chair von B.Aranda & Ch.Lasch
10: Sax-o-Chair von Klaus Herda
11: Zeus Chair von Robert Wilson
12: Flower Power Chair von Klaus Herda

13: Büroklammerstuhl von Klaus Herda
14: Greyhound Dog Stool von Kathy Walton
15: Pink Chair von Vladimir Tsesler
16: Stuhl „Auslaufmodell“ von Alexander Nettesheim

 

Craig Alun Smith

In meiner Miniaturenwerkstatt entsteht gerade die

Miniatur „Wank Chair“

nach einem Entwurf des kanadischen Designers Craig Alun Smith.

Im Blog meines Sammlerfreundes Gerard Dago entdeckte ich diesen aussergewöhnlichen, aus zwei Holzarten angefertigten Stuhlentwurf. Der dunkle Stuhl besteht aus Imbuiaholz und der helle, verwundete Stuhl aus Zuckerahorn.

Ich habe lange nach beiden Holzarten gesucht und fand schließlich bei einem Holzhändler in Berlin einen Klotz Imbuiaholz in den Maßen 190 x 190 mm und in der Stärke von 48 mm. Zuckerahorn konnte ich in der kleinen von mir benötigten Menge nicht finden und habe den hellen Stuhl deshalb aus vorrätigem, fast weißem Ahornholz angefertigt.

Imbuiaholz ist ein brasilianisches Hartholz und meine kleine Kreissäge musste sich ganz schön anstrengen, um den Klotz zu zerteilen. Auch die Hobelmaschine hat die Brettchen und Leisten millimetergenau und sauber verarbeitet.

Nach meiner „CAD-Handzeichnung“ habe ich schließlich beide Stühle aus vielen Einzelteilen verleimt und nun erhalten sie vor der Lackierung noch einen Feinschliff.

 

Thomas Lee

Miniatur Westport Chair

Mein Freund Benedikt Georgi, er ist Miniaturensammler, Kunstliebhaber, Golfspieler, Maler, Feinschmecker und Koch, aber kein Handwerker (das sagt er). Nun hat er mit seinem Freund Volkhard Möller eine wunderschöne und handwerklich sehr wertvolle Miniatur gebaut. Die Miniatur des Westport Chairs im Maßstab 1:6.

Den Westport Chair hat Thomas Lee, ein US-amerikanischer Unternehmer, 1903 für den Garten seines Sommersitzes in Westport NY aus einfachen Brettern gebaut.

Das Anfertigen der Miniatur hat es allerdings in sich. Nicht nur der Maßstab, sondern auch die wenigen rechten Winkel. Alles ist schief und wenn auch nur ein Teil nicht den richtigen Zuschnitt hat, dann passen die anderen auch nicht zueinander. Die von mir ausgeliehene Miniatur des Westport Chairs aus der Sammlung „Designmaßstäbe…“ des Vitra Design Museums hat Benedikt und Volkhard Möller Sicherheit gegeben und so entstand diese perfekte Miniatur. Herzlichen Glückwunsch den beiden!!

Virgil Abloh

Miniatur  Antony, Redesign
Virgil Abloh
Entwurf: 2019
Miniatur im Maßstab 1:6
Maße: 85 x 115 mm, 145 mm hoch
Acryl, lackiertes Metall

Für die 2019 auf dem Vitra Campus gezeigte Rauminstallation TWENTYTHIRTYFIVE interpretierte der US-amerikanische Designer Virgil Abloh den Stuhl Antony auf das Jahr 2035. TWENTYTHIRTYFIVE spielt 16 Jahre in der Zukunft und zeigt die Vorstellung Ablohs, wie Einrichtungen in der späteren Zeit aussehen würden.

Der von Jean Prouvé für die Cité Universitaire in Antony bei Paris entworfene Stuhl mit seiner dynamisch geformten Holzschale und dem charakteristischen schwarzen Metalluntergestell erhielt in Ablohs Redesign eine Sitzschale aus Plexiglas. Die transparente Sitzschale öffnet den Blick auf das leuchtend orange lackierte Gestell und hebt dieses besonders hervor.

Auf 150 Stück limitiert, war der Stuhl fortlaufend nummeriert als Ausstellungsedition zu erhalten.

Die Miniatur dieses wunderschönen Entwurfs im Maßstab 1:6 konnte ich mit Unterstützung meines Sammlerfreundes Benedikt Georgi kaufen. Sie ist die Anfertigung eines chinesischen Herstellers in einer sehr hochwertigen und sauberen Qualität.

Aus meinem Bücherschrank

10 Chaises
von Dominique Ehrhard

Das kleine Buch „10 Chaises“ von Dominique Ehrhard, ein innovatives Aufklappbilderbuch, oder neuzeitlicher ausgedrückt, ein Pop-up- Buch, habe ich vor einigen Tagen kaufen können. Ich hatte Glück, ein neues und in der Originalverpackung befindliches Buch zu erhalten, denn es ist schon seit langer Zeit vergriffen und nur sehr schwer zu finden. Das im Stil eines Taschenmuseums gestaltete Buch zeigt 10 ikonische Stühle aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Jeder Stuhl ist ein kleines dreidimensionales Papierkunstwerk in einer Falttechnik, die einen einfach begeistert.

Inhalt des Buches:
1. Schaukelfauteuil Nr. 10 von Michael Thonet
2. Hill House von Charles Rennie Mackintosh
3. Purkersdorf Fauteuil von Koloman Moser
4. Rot Blauer Stuhl von Gerrit Rietveld
5. Wassily von Marcel Breuer
6. Fauteuil à Grand Confort von Charlotte Perriand
7. Barrel Chair von Frank Lloyd Wright
8. RAR, Rocking Chair von Charles und Ray Eames
9. Marshmallow Sofa von George Nelson
10. Poltrona di Proust von Alessandro Mendini

Zu den drei ausgewählten Seiten des Buches habe ich jeweils die passende Miniatur aus meiner Sammlung gestellt.

Barber & Osgerby

Miniatur Tip Ton
Edward Barber und Jay Osgerby
Entwurf: 2011
Miniaturen im Maßstab 1:6
Maße: 85 x 93 mm, 130 mm hoch
ABS-Kunststoff
Produktion der Miniatur: 2021 bis heute

Der Allzweckstuhl Tip Ton ist ein Entwurf der britischen Designer Edward Barber und Jay Osgerby aus dem Jahr 2011 und stellt einen völlig neuen Stuhltyp dar. Seine auffälligste Eigenschaft ist seine Kippfunktion die durch den um neun Grad geneigten Winkel im vorderen Teil der Kufen ermöglicht wird. Die nach vorne geneigte Sitzposition, die bislang Bürodrehstühlen vorbehalten war, ermöglicht eine verbesserte Körperhaltung und somit ein gesundheitsförderndes Sitzen.

Ursprünglich wurde der aus recyclebarem, spritzgegossenem Polypropylen entworfene Stuhl für einen Schulneubau im englischen Tipton, einem Ort in Mittelengland entwickelt. Wegen seiner langen Entwicklungszeit fand der leichte und robuste Stapelstuhl dort jedoch keine Verwendung mehr. Inzwischen hat sich Tip Ton als Allzweckstuhl in vielen andren Bereichen etabliert.

Die Miniaturen des Tip Ton werden als 3er Set und als Einzelstück hergestellt. Das 3er Set gibt es in weiss, basic dark und industriegrün. Die Einzelminiatur ist gletscherblau und wird statt in dem üblichen Holzkistchen in einer bedruckten Faltschachtel aus Karton angeboten.

Eero Aarnio

Miniatur Pastil Chair
Eero Aarnio
Entwurf: 1967
Miniatur im Maßstab 1:6
Maße: Ø 155 mm, 88 mm hoch
Polyurethan-Gießharz
Produktion der Miniatur:
2004 bis 2010

Zwei Jahre nach seinem erfolgreichen Ball Chair entwarf Eero Aarnio den Pastil Chair, der aufgrund seiner schaukelartigen Sitzbewegungen als Neuinterpretation des Schaukelstuhls gelten kann. Den Prototyp des Pastil Chairs fertigte Aarnio aus Styropor und konnte so die Ergonomie und das Sitz- und Schaukelverhalten studieren, aber auch gleichzeitig die daraus resultierenden Maße festlegen. Das Außenmaß des Pastil ist so bemessen, daß er bequem in den Innenraum eines Ball Chairs passt und so raumsparend und umweltschonend weltweit verschickt werden kann. Bei der Namensfindung des Pastil Chairs, auch liebevoll Pastilli genannt, sah Aarnio die Form einer kleinen Süßigkeit, der Pastille.

Der serienmäßig produzierte Pastil Chair besteht komplett aus Fiberglas und kommt Aarnios Wunsch entgegen, alle Flächen perfekt glänzend zu sehen. Durch die Verbindung der zwei Holschalen liegen die groben Seiten der handlaminierten Flächen innen, wodurch die glatten Außenflächen die perfekte Oberfläche zeigen.

Es ist schon beeindruckend, wie komfortabel man im Pastil sitzt und langsam drehend, vorwärts, rückwärts und seitwärts schaukelt. Auch erlaubt das Material Fiberglas den Einsatz im Freien. Im Sommer gleitet man mit ihm gemütlich übers Wasser im Pool und im Winter rutscht man wie mit einem Schlitten rasant einen Hügel herunter.
Für den Entwurf des Pastil Chairs erhielt Eero Aarnio 1968 den American Industrial Award.

Charles und Ray Eames

Der Black Friday ist zwar gerade vorbei, aber beim Suchen eines bestimmten Fotos viel mir auch dieses Foto mit den schwarzen Miniaturen mal wieder in die Hände. Da auf dem Bild so einige kleine Besonderheiten zu sehen sind, zeige ich es hier gerne.

Die Miniatur des Aluminium Chairs gibt es eigentlich in dieser Form nicht. Ich habe von einer Originalminiatur die Armlehnen abgeschraubt und erhielt so das Modell EA 105. Auch die Miniatur des Schauklers RAR ist eine kleine Seltenheit. In schwarz ist die Miniatur nie offiziell aufgelegt worden. Deshalb bin ich froh, dieses bestimmt seltene und schöne Stück zu besitzen. Auch der schwarze Eames Elephant ist eine kleine Rarität. Die Miniatur wurde vor einigen Jahren für eine Weihnachtsdekoration im Vitra Haus schwarz lackiert und ist ein wunderschönes Unikat.

Philippe Starck

Miniatur Louis 20
Philippe Starck
Entwurf: 1991
Miniatur im Maßstab 1:6
Maße: 98 x 100 mm, 141 mm hoch
Vollkunststoff lackiert, Aluminium
Produktion der Miniatur:
1999 bis 2012

Den Designklassiker Louis 20 entwarf Philippe Starck 1991 für Vitra. Hauptmerkmal des stapelbaren Stuhls ist ein Wechselspiel von Kontrasten in Material und Form.

Die üppigen Vorderbeine, der Sitz mit der charakteristischen Starck-Vorderkurve und das federnde Rückenteil, alles aus einem Stück hohlgeblasenem Polypropylen bestehend, bilden verbunden mit den schlanken runden Aluminium-Hinterbeinen und der großdimensionierten, angeschraubten Befestigungsplatte diesen Stuhl.

Durch das Lösen der Schraubverbindung lässt sich der aus nur zwei Materialien bestehende Stuhl leicht zerlegen und wenn man ihn nicht an die nächste Generation weitergibt, sortenrein recyceln.