Die Miniatur des Thonet No. 511 kaufte ich vor einigen Monaten antiquarisch. Der Verkäufer hat mir vor dem Kauf mitgeteilt, daß an einigen Stellen das Gestell Lack- und Holzschäden aufweist. Eine so seltene und schöne Miniatur, auch mit erheblichen Beschädigungen, habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Als ich die Miniatur in Händen hielt, war mir sofort klar, daß ich da so einiges zu tun hatte.
In den vorderen und hinteren Füßen und der unteren Rückenlehnenstrebe waren Metallstifte aus Messing als Verbindungselemente angebracht. An einer Stelle fehlte der Messingstift und war ersetzt durch einen mit Alleskleber eingeklebten Draht. Das Loch für den Draht war durchgebohrt und das Drahtende war nicht zu übersehen. Die Lack- und Holzbeschädigungen waren schon erheblich. Auch fehlte die untere Querstrebe zwischen den hinteren Seitengestellen.
Um zuerst einmal abzuklären, was es mit den Messingstiften auf sich hatte und wie die fehlende Querstrebe aussah, suchte ich in meiner Literatur nach einer Abbildung des Originalmodells. In der Publikation „Thonet – Biegen oder Brechen“ des Landesmuseums Koblenz fand ich eine sehr gute Abbildung. Die Form der Querstrebe war gut zu erkennen und Verbindungsschrauben, die ich an den Stellen der Messingstifte vermutete, gab es nicht.
Um die Miniatur sauber zu restaurieren, zerlegte ich sie soweit es nötig war. Zum Schließen der Bohrungen und sonstiger Holzbeschädigungen stellte ich aus Schleifstaub von Buchenholz und Weißleim eine Holzpaste her. Nach dem Trocknen und Schleifen retuschierte ich mit einer farblich passenden Lasur. Die angefertigte neue Querstrebe behandelte ich genauso. Nachdem ich die erforderlichen Dübellöcher für die Montage des Gestells gebohrt hatte, verleimte ich die Gestellteile mit selbst angefertigten Holzdübeln und versetzte so das Stuhlgestell wieder in seinen ursprünglichen Zustand.
Zur Herstellung einer gleichmäßigen Oberfläche verwendete ich einen farb- und ansatzlosen Sprühlack, wie er für die Oberflächenbearbeitung von Möbeln verwendet wird. Nachdem alles gut ausgetrocknet war und ich keine Beanstandungen mehr hatte, leimte ich das Sitzpolster ein. Nun strahlt die Miniatur wieder im alten Glanz und ist eine weitere kleine Seltenheit in meiner Sammlung.