Stiletto

Miniatur „Consumer’s Rest“
Entwurf: 1983
Miniatur im Maßstab 1:6
Maße: 94 x 117 mm, 157 mm hoch
Lackierter Stahldraht
Produktionszeitraum der Miniatur: 1999 bis 2012

Für die Ausstellung „Kaufhaus des Ostens“ im Jahr 1984, einem Studentenprojekt der Hochschule der Künste in Berlin, entwarf Stiletto -bürgerlich Frank Schreiner- den Sessel „Consumer’s Rest“. Es sollten keine neuen Gegenstände entworfen werden, sondern unter Verwendung herkömmlicher Produkten, Fertigteilen und Werkstoffen neue Möbel und Haushaltsgeräte entstehen.

Den Supermarkt Einkaufswagen gestaltet Stiletto mit wenigen Eingriffen und Veränderungen zu einem Sessel. Durch Material und Formgebung erinnert „Consumers Rest“ an Freischwinger der Bauhauszeit und Drahtsessel von Bertoia und macht so aus dem Konsumgegenstand eine Designikone.

In einer ersten Serie wurde eine Edition von 100 Exemplaren angefertigt und 1990/92 eine weitere limitierte Edition von 200 Exemplaren.

Sammlerfreunde

Sammlung Fridtjof Schucht

Vor einigen Tagen erhielt ich dieses wunderschöne Foto von Dr. Fridtjof Schuchts erweitertem Miniaturenregal. Er schrieb mir dazu:

„Ich habe mir erlaubt, ein aktuelles Bild meiner Miniaturensammlung anzufügen – wie Sie sehen, habe ich einen „Anbau“ gemacht, was aufgrund der modularen Bauweise einfach und ohne viel Aufwand möglich war. Die Anzahl der Miniaturen hat jetzt die 80 erreicht und so war eine Erweiterung des Regals unumgänglich…“

Ich freue mich, dass ich das Foto in meinem Blog veröffentlichen kann und bestimmt vielen Miniaturensammlern damit eine Freude mache. Es ist beeindruckend, wie übersichtlich und geordnet Fritjof Schucht seine sehr umfangreiche Sammlung zeigt.

Aus meinem Bücherschrank

Der Ulmer Hocker
Idee – Ikone – Idol

Während unseres letzten Telefongesprächs, erwähnte Sammlerfreund Klaus Herda das Buch über den Ulmer Hocker. Da ich nicht nur die Miniatur im Maßstab 1:6 besitze, sondern auch ein großes Original, habe ich mir dieses über 300 Seiten umfassende Buch für meine kleine Bibliothek gekauft, um noch mehr Informationen zu erhalten.

Nachstehend veröffentliche ich den Klappentext des Verlages:

„Was haben eine Kreissäge, Platons Höhlengleichnis und Max Bill gemeinsam? Antwort: Sie habe alle einen bedeutenden Anteil an der Herausbildung eines der berühmtesten Designklassiker des 20. Jahrhunderts. Kaum ein Gegenstand ist unscheinbarer als dieser und doch hat keiner mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Rede ist vom sogenannten „Ulmer Hocker“.

Mittels eines umfassenden Blicks aus die unterschiedlichen Bedingungen, die den Ulmer Hocker ermöglicht haben, wie auch auf dessen Nachleben in zahlreichen Reprisen wird nicht nur eine Designikone verstehbar, sondern auch ein Modell von Geschichtsschreibung fassbar, das komplexer Historie genauso wie historischer Komplexität gerecht zu werden vermag.“

Der Ulmer Hocker als Schneidebrett.

Alvar Aalto

Miniatur Nr. 41, Paimio Sessel
Entwurf: 1932
Miniatur im Maßstab 1:6
Maße: 103 x 145 mm, 103 mm hoch
Formverleimtes Sperrholz, schichtverleimter
Rahmen, gebeizt und lackiert

Den Sessel Nr. 41, auch Paimio Sessel genannt, entwarf Alvar Aalto 1932 für die Einrichtung des von ihm entworfenen Tuberkulose-Sanatoriums im finnischen Paimio, in der Nähe von Turku. Gedacht war der Sessel als Ruhesessel für die Patienten des Sanatoriums. Aaltos Idee war es, trotz fehlender Polsterung einen „weichen“ und sich dem menschlichen Körper anpassenden Sessel zu entwerfen.

Schon einige Jahre vor dem Entwurf des Paimio Sessels verwendete Alvar Aalto für seine Sitzmöbel aus Sperrholz verformte Sitze, experimentierte aber erst seit 1931 mit Schichtholz, um daraus tragfähige Gestelle für Stühle und Sessel zu entwickeln. Für das Gestell des Paimio Sessels wurden mehrere dünne, an unterschiedlichen Punkten auslaufende Furnierschichten so verleimt, dass sich ein umlaufendes Band ohne Nahtstellen ergab. Die an vier Punkten in den Rahmen eingehängte Sitzschale ist im Bereich der Aufhängungen zu einer Schlaufe verformt, die auf Grund der dimensionierten Plattenstärke beim Besitzen leicht nachgibt und federt.

 

Aagaard Andersen

Miniatur „Kragstuhl aus Maschendraht und Zeitungspapier

Der Kragstuhl aus Maschendraht und Zeitungspapier ist ein Entwurf des dänischen Designers Aagaard Andersen aus dem Jahr 1953. Der Entwurf entstand bereits sieben Jahre vor Verner Pantons  „Panton Chair“, wurde jedoch aus Kostengründen nie produziert.

Ein Prototyp des Aagaard Andersen Stuhls befindet sich in der Sammlung des Tecta Kragstuhlmuseums in Lauenförde und wird in der ständigen Ausstellung gezeigt. Bei meinem letzten Besuch des Kragstuhlmuseums traf ich auch Axel Bruchhäuser, der so nebenbei bemerkte, „bauen Sie doch mal eine Miniatur vom Andersen Stuhl. Das ist ganz einfach, der sieht so aus wie der Panton Chair, nur der Rücken ist oben gerade“.

Es hat einige Wochen gedauert, bis ich den Gedanken aufgriff, eine solche Miniatur anzufertigen. Eine Miniatur aus Maschendraht und Zeitungspapier, das war mal etwas ganz Neues für mich und auch eine kleine Herausforderung. Maschendraht in diesem kleinen Maßstab zu bekommen war aussichtslos und auch ein 3D-Druck Unternehmen machte mir keine Hoffnung, ohne eine fertige Datei kostengünstig den Maschendraht zu drucken.

In einem Textilgeschäft fand ich schließlich ein Gewebe, welches genau dem gewünschten Maßstab entsprach und nach dem Lackieren mit silbergrauer Sprühfarbe von Maschendraht nicht mehr zu unterscheiden war. Eine dänische Tageszeitung, die ich während eines Urlaubs in der Nähe der dänischen Grenze kaufte, habe ich über meinen Rechner auf ein Sechstel verkleinert und auf chamoisfarbenes Papier gedruckt.

Der Rest war dann ganz einfach. Das Resultat zeigen die Fotos.

Heute befindet sich meine Miniatur im Besitz des Tecta Kragstuhlmuseums und ist vielleicht neben dem großen Original in der ständigen Ausstellung zu sehen. Eine Reise nach Lauenförde und der Besuch des Kragstuhlmuseums lohnen sich immer.

Alle Fotos © Marko Dowald

 

Miniaturen aus der Sammlung Herda

Klaus Herda schickte mir einige Fotos seiner selbst gebauten Miniaturen, die ich wieder gerne in meinem Blog veröffentliche. Er schreibt mir dazu: „…Eingefallen sind mir da Hocker, die ja im Vergleich zu Stühlen immer etwas ins Hintertreffen geraten, sozusagen „zu kurz“ kommen (im doppelten Sonne des Wortes 😉). Meine kleine Auswahl an selbstgebauten Miniaturhockern (aus rund 95 vorhandenen Exemplaren) soll zeigen, dass auch in diesem Bereich – neben zahlreichen bekannten „Ikonen“ (von Aalto, Bill, Breuer, Chipperfield, Deltour, De Lucchi, Prouvé u.a.) – weitere vielfältige, ausgefallene Gestaltungsmöglichkeiten (und Anregungen zum Nachbauen) gegeben sind; von „stylischen“ bis zu „lustigen“ Entwürfen findet sich da wirklich alles.“

1: Tetraeder Hocker (W. Zeischegg – HfG Ulm)
2: Tibu Hocker (Maria Rästa)
3: Slice Stool (Jeong Ho Ko)
4: Mondana Hocker (AMeBE Studio)
5: Tennishocker Loser+Winner (K. Herda frei nach Elmgreen & Dragset)
6: Bolt Stool (Note Design Studio)
7: Charlie Chair (Angeletti & Ruzza)
8: Sedie-Tee Sitz (Laura Fubini)
9: Sigelring-Hocker (K. Herda)
10: COCO (M. Merkle)
11: Koreanischer Hanok Split Hocker (Shinkyu Shon)
12: Kanji Stool I (Tornasol Studio)
13: Cloud Chair (Shota Urasaki)
14: Tierhocker Leopard für Kinder (Designer unbekannt)
15: Spiralhocker federnd (K. Herda)
16: Steel Stool (Noon Studio)

Verner Panton

Miniatur „Bachelor Chair“

Ich kenne ja nun viele Stühle und Sessel. Aber bis zu dem Zeitpunkt, als mir Bernd Henkel von seiner neuen Miniatur des Bachelor Chairs berichtete, hatte ich noch nichts von diesem wunderschönen Entwurf gehört. Also habe ich recherchiert.

Verner Panton war es,  der den Bachelor Chair, zu dem auch ein Fußhocker und ein Beistelltisch gehört, in den Jahren von 1953 bis 1955 entwarf. Der Bachelor Chair gehört zu seinen ersten Möbelentwürfen. Sessel und Hocker bestehen aus gebogenen Stahlrohrgestellen, die mit Stoff- oder Lederbezügen bespannt werden. Zum niedrigen Beistelltisch -die Gestellgröße ist übrigens die gleiche wie die des Hockers- gehört eine kunststoffbelegte Platte.

Die Gestellteile werden durch eine Steckverbindung miteinander verbunden und können so bequem während der Montage mit den Bezügen bespannt werden. Die Montage und Demontage von Sessel, Hocker und Beistelltisch ist werkzeuglos machbar und ermöglicht im zerlegten Zustand ein platzsparendes Lagern oder Transportieren.

Die Miniatur von Sessel, Fußhocker und Beistelltisch wurden von Bernd Henkel hergestellt.

Maße der Miniatur:
Stuhl: 87 x 122 mm, 122 mm hoch
Hocker: 84 x 84 mm, 55 mm hoch
Tisch: 100 x 100 mm, 58 mm hoch

Maßstab der Miniatur: 1:6

Diese Miniatur ist die dritte Miniatur, die ich aus der Miniaturenwerkstatt von Bernd Henkel bekommen habe. Die handwerkliche Ausführung ist wie erwartet perfekt.

Das Gestell des Sessels besteht aus vier gebogenen Edelstahlrohren in einer Stärke von 3 mm und einem ebenso starken geraden Rohr. Die Gestellseiten sind so verformt, daß sich neben den V-förmigen Beinen gleichzeitig die Armlehnen bilden. Die beiden gebogenen Querbügel mit „aufgehängtem“ Bezug lassen sich werkzeuglos durch eine Steckverbindung mit den Gestellseiten verbinden. Zum Spannen des Bezuges und zur Stabilisierung des Sessels wird das gerade Edelstahlrohr in die mittler Tasche des Bezuges geschoben und durch eine Steckverbindung an den Gestellseiten befestigt.

Der Fußhocker/Beistelltisch ist nach dem gleichen Prinzip gebaut und sehr einfach zu montieren. In die 3 mm starke Vollkernplatte für den Beistelltisch sind vier „Einschlagmuttern“ eingebaut, so daß eine passgenaue Gestellverbindung hergestellt werden kann.

Bernd Henkel hat zwei sehr liebevoll gestaltete Faltkartons angefertigt, in denen die Gestellteile und Bezüge geschützt aufbewahrt werden können.

 

Wenige Tage nach Eintreffen der Miniatur besuchte ich die Ausstellung „Emil Schumacher und die Form seiner Zeit“ im Emil Schumacher Museum in Hagen. In dieser Ausstellung wurden jedem Lebens-Jahrzehnt Emil Schumachers, Gebrauchs- und Möbeldesign ab den 1950er Jahren, wohnraumähnlichen Ausstellungsfeldern  zugeordnet.

Hierzu zählte auch der „erwachsene“ Bachelor Chair, aus dem Hagener Wohnhaus und Nachlass des Künstlers.

Diesen schönen Zufallsfund nutzte ich natürlich, um Miniatur und Original miteinander zu vergleichen. Es ist erstaunlich, wie präzise und in formal übereinstimmender Ausführung Bernd Henkel diese wunderschöne Miniatur hergestellt hat.


Wildleder auf gebogenem Stahlrohr in N-Form, zerlegbar.

Vorschau

Miniatur „Bachelor“ ein Entwurf von Verner Panton

In den nächsten Tagen berichte ich über die Miniatur des Bachelor Chairs von Verner Panton, zeige Abbildungen des „erwachsenen“ Bachelor, den ich zufällig in einer Designausstellung entdeckte und über den Künstler, der die Miniatur angefertigt hat.

Aus meinem Bücherschrank

101 Designklassiker

Was ist eigentlich gutes Design? Eine brisante Frage, um die Gestalter und Hersteller ebenso ringen wie Käufer und Kritiker, und die oft erst in der Rückschau beantwortet wird. Silke Pfersdorf stellt 101 Klassiker vor, die heiß geliebt werden oder legendär gescheitert sind – manchmal auch beides. In unterhaltsamen Texten erzählt sie, wie es zum jeweiligen Entwurf kam, welche Stücke und Köpfe einander beinflusst haben und welche heiteren Anekdoten es rund um jede Kreation gibt. Dabei spannt sie den Bogen von 1920 bis 2020 und beleuchtet erstmals auch die Klassiker des neuen Millenniums.

Eine Auswahl der Designer:
Greta Grossmann, Charles und Ray Eames, Verner Panton, Renate Müller, George Nelson, Anna Castelli Ferrieri, Le Corbusier, Achille Castiglioni, Marcel Breuer, Eileen Gray, Finn Juhl, Patricia Urquiola, Philippe Starck, Sori Yanagi, Sebastian Herkner…

Text: Klappentext des Verlages