Charlotte Perriand

Miniatur „Ombre“

Charlotte Perriand entwarf Ombre, den kleinen stapelbaren Stuhl aus Holz, im Jahr 1954. Im gleichen Jahr wurden mehrere Exemplare für die im April 1955 geplante Ausstellung „Synthèse des Arts“ im Kaufhaus Takashimaya/Tokyo hergestellt. Perriand griff beim Entwurf des Stuhls auf eine Technik zurück, in der aus einer einzigen schichtverleimten Platte Vorderbeine, Hinterbeine und Rückenlehne ausgeschnitten und anschließend in die gewünschte Form gebogen werden. Die Rückenlehne trennte sie in zwei Teile, bog sie, um eine körperangepaßte Form zu erreichen, in der Mitte leicht nach hinten und vermied so eine aufwendige dreidimensionale Verformung der Platte.

Der Entwurf des Stuhls zeigt sehr deutlich den starken japanischen Einfluß auf Charlotte Perriand, der auf einen mehrjährigen Arbeitsaufenthalt in Japan, Anfang der 1940er Jahre, zurückzuführen ist.

Die Miniatur des Stuhls wurde vom Vitra Design Museum in einer Auflage von 10 Exemplaren hergestellt. Je eine Miniatur fand den Weg in die vier produzierten Sätze der Wanderausstellung „Designmaßstäbe – 100 klassische Sitzmöbel“, die ab Juni 1997 weltweit parallel gezeigt wurden. Eine der sechs verbliebenen Miniaturen konnte ich für meine Sammlung erwerben.

Maße der Miniatur: 69 x 86 mm, 109 mm hoch.

Maßstab der Miniatur: 1:6

Genau wie das große Original ist die Miniatur durchgängig aus verformtem Schichtholz hergestellt, schwarz gebeizt und seidenmatt lackiert.

 

 

Aus meinem Bücherschrank

Charlotte Perriand
Ihr Leben als moderne und unabhängige Frau

1927 betritt die 24-jährige Charlotte Perriand (1903-1999) mit einer Mappe von Zeichnungen das Atelier des Architekten Le Corbusier in Paris, um sich als Architektin vorzustellen. »Wir sticken hier keine Kissen« versucht sie der Meister persönlich abzuwimmeln. Nach dem Herbstsalon im Grand Palais in Paris revidiert er sein Urteil und stellt die junge Frau ein, die unter anderem die legendäre Chaiselongue (B306) entwerfen wird. Charlotte Perriand wird 10 Jahre im Büro von Le Corbusier bleiben, um dann politisch und künstlerisch ihren eigenen Weg zu suchen und erfolgreich zu gehen. »Wir arbeiteten immer mit Idealen« wird sie später auf die Frage nach ihrem Konzept antworten, und das ist gleichzeitig auch ihr Lebenscredo. Perriand hatte sich zum Ziel gesetzt, kreative und zugleich funktionale Wohnräume zu schaffen, im festen Glauben daran, dass schönes Design eine bessere Gesellschaft zu schaffen vermag. »Ich sagte mir nie, dass ich eine Frau unter Männern war. Ich lebte in einer Symbiose mit ihnen, und zufällig waren sie Männer.« Charlotte Perriand

Text: Klappentext des Verlages

Charlotte Perriand

Miniatur „Lounge Chair / Bamboo Chair“


Foto: Thomas Bieber

Den Bamboo Chair – in einigen Veröffentlichungen auch als Lounge Chair bezeichnet – entwarf Charlotte Perriand 1941 während eines langjährigen Japanaufenthalts für eine Ausstellung im Takashimaya Kaufhaus in Tokyo. Das Gestell des oben abgebildeten Sessels ist in Eiche ausgeführt. Die 14 verformten Holzstreifen aus Bambusholz bilden die Sitz- und Rückenfläche und sind an den Querverbindungen und einer unter dem Sitz befindlichen Strebe befestigt. Beschläge aus Bronze sind im Bereich der Rückenlehne und der vorderen Traversen angebracht.

Einen Originalsessel entdeckte  Thomas Bieber aus Würzburg im Schaufenster des Antiquitätengeschäfts Markus in der Nürnberger Innenstadt. Schon seit einigen Jahren teilen wir unsere Vorliebe für ausgefallenes Design, Möbel aus Holz und natürlich Miniaturen historischer und zeitgenössischer Stuhlentwürfe. Thomas Bieber schickte mir das Bild mit dem Hinweis, diesen Sessel doch als Miniatur für meine Sammlung anzufertigen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht mit dem Biegen und Verformen ganzer Holzgestelle beschäftigt. Da mir einfach der Mut fehlte, verschwand das Bild erst mal ganz tief in meinem Bildarchiv.

Nachdem ich die ersten Versuche mit dem Verformen von Holz erfolgreich durchgeführt hatte, wagte ich mich dann an die Anfertigung der Miniatur des Bamboo Chairs. Das Ergebnis zeigen die beiden folgenden Bilder.

Das Gestell habe ich aus mehreren Lagen Eichenfurnier verleimt und verformt; meine Versuche, die Holzstreifen aus Bambusholz herzustellen, waren leider nicht erfolgreich. Nach dem Verleimen und Biegen von zwei Lagen Bambusfurnier in einer Breite von 3 mm, brachen die unter Spannung stehenden Leisten im Bereich der Außenradien und bildeten regelrechte kleine „Pfeilspitzen“. Auch durch gründliches Schleifen erzielte ich keine glatte Oberfläche. Deshalb entschied ich mich, die Holzstreifen aus 1 x 3 mm starken Eichenleisten zu biegen. Nach Befestigung der Holzstreifen durch kleine Messingstifte habe ich die schon vorher gebeizte Oberfläche mit Klarlack lackiert.

Maße der Miniatur: 100 x 113 mm, 116 mm hoch

Maßstab der Miniatur: 1:6

Auf die Beschläge aus Bronze habe ich verzichtet, da sich die Beschaffung des Materials in der geringen Stärke und Mindermenge als problematisch herausstellte. Da Charlotte Perriand offensichtlich den Sessel auch ohne die Bronzebeschläge herstellen lies, sehe ich meine kleine Abweichung vom oben gezeigten Original als erlaubt an.

Die folgenden Bilder zeigen einige Schritte meiner Anfertigung: Zum Biegen und Verformen der Seitengestelle und der Streifen für Sitz und Rücken habe ich Formen aus MDF-Platten und Sperrholz geschnitten. Die Form für die Seitengestelle habe ich so breit gewählt, daß ich die Elemente für beide Seiten daraus schneiden konnte. So ist gewährleistet, daß beide Seitengestelle die gleiche Spannung haben und die Miniatur fest steht. Die schmalen Streifen für Sitz und Rücken habe ich einige Zeit in heißem Wasser „weich gekocht“ und konnte sie dann leicht vorgebogen in die Formen einlegen und verspannen.

  

  

Um die hintere und obere Querstreben passgenau einzuleimen, habe ich mir ein Hilfswerkzeug gebaut, welches für eine Rechtwinkligkeit und einen festen Stand der Miniatur sorgte. Die 14 verformten Holzstreifen habe ich dann an den Traversen und der Strebe unter dem Sitz befestigt und abschließend in die Nut der oberen Querstrebe eingeleimt. Einige Zwischenschritte wie das Beizen der Einzelelemente, das Einschlagen kleiner Messingstifte und verschiedene Teilmontagen waren natürlich erforderlich, um die Miniatur fertigzustellen.