Aagaard Andersen

Miniatur „Kragstuhl aus Maschendraht und Zeitungspapier

Der Kragstuhl aus Maschendraht und Zeitungspapier ist ein Entwurf des dänischen Designers Aagaard Andersen aus dem Jahr 1953. Der Entwurf entstand bereits sieben Jahre vor Verner Pantons  „Panton Chair“, wurde jedoch aus Kostengründen nie produziert.

Ein Prototyp des Aagaard Andersen Stuhls befindet sich in der Sammlung des Tecta Kragstuhlmuseums in Lauenförde und wird in der ständigen Ausstellung gezeigt. Bei meinem letzten Besuch des Kragstuhlmuseums traf ich auch Axel Bruchhäuser, der so nebenbei bemerkte, „bauen Sie doch mal eine Miniatur vom Andersen Stuhl. Das ist ganz einfach, der sieht so aus wie der Panton Chair, nur der Rücken ist oben gerade“.

Es hat einige Wochen gedauert, bis ich den Gedanken aufgriff, eine solche Miniatur anzufertigen. Eine Miniatur aus Maschendraht und Zeitungspapier, das war mal etwas ganz Neues für mich und auch eine kleine Herausforderung. Maschendraht in diesem kleinen Maßstab zu bekommen war aussichtslos und auch ein 3D-Druck Unternehmen machte mir keine Hoffnung, ohne eine fertige Datei kostengünstig den Maschendraht zu drucken.

In einem Textilgeschäft fand ich schließlich ein Gewebe, welches genau dem gewünschten Maßstab entsprach und nach dem Lackieren mit silbergrauer Sprühfarbe von Maschendraht nicht mehr zu unterscheiden war. Eine dänische Tageszeitung, die ich während eines Urlaubs in der Nähe der dänischen Grenze kaufte, habe ich über meinen Rechner auf ein Sechstel verkleinert und auf chamoisfarbenes Papier gedruckt.

Der Rest war dann ganz einfach. Das Resultat zeigen die Fotos.

Heute befindet sich meine Miniatur im Besitz des Tecta Kragstuhlmuseums und ist vielleicht neben dem großen Original in der ständigen Ausstellung zu sehen. Eine Reise nach Lauenförde und der Besuch des Kragstuhlmuseums lohnen sich immer.

Alle Fotos © Marko Dowald

 

Verner Panton

Miniatur „Bachelor Chair“

Ich kenne ja nun viele Stühle und Sessel. Aber bis zu dem Zeitpunkt, als mir Bernd Henkel von seiner neuen Miniatur des Bachelor Chairs berichtete, hatte ich noch nichts von diesem wunderschönen Entwurf gehört. Also habe ich recherchiert.

Verner Panton war es,  der den Bachelor Chair, zu dem auch ein Fußhocker und ein Beistelltisch gehört, in den Jahren von 1953 bis 1955 entwarf. Der Bachelor Chair gehört zu seinen ersten Möbelentwürfen. Sessel und Hocker bestehen aus gebogenen Stahlrohrgestellen, die mit Stoff- oder Lederbezügen bespannt werden. Zum niedrigen Beistelltisch -die Gestellgröße ist übrigens die gleiche wie die des Hockers- gehört eine kunststoffbelegte Platte.

Die Gestellteile werden durch eine Steckverbindung miteinander verbunden und können so bequem während der Montage mit den Bezügen bespannt werden. Die Montage und Demontage von Sessel, Hocker und Beistelltisch ist werkzeuglos machbar und ermöglicht im zerlegten Zustand ein platzsparendes Lagern oder Transportieren.

Die Miniatur von Sessel, Fußhocker und Beistelltisch wurden von Bernd Henkel hergestellt.

Maße der Miniatur:
Stuhl: 87 x 122 mm, 122 mm hoch
Hocker: 84 x 84 mm, 55 mm hoch
Tisch: 100 x 100 mm, 58 mm hoch

Maßstab der Miniatur: 1:6

Diese Miniatur ist die dritte Miniatur, die ich aus der Miniaturenwerkstatt von Bernd Henkel bekommen habe. Die handwerkliche Ausführung ist wie erwartet perfekt.

Das Gestell des Sessels besteht aus vier gebogenen Edelstahlrohren in einer Stärke von 3 mm und einem ebenso starken geraden Rohr. Die Gestellseiten sind so verformt, daß sich neben den V-förmigen Beinen gleichzeitig die Armlehnen bilden. Die beiden gebogenen Querbügel mit „aufgehängtem“ Bezug lassen sich werkzeuglos durch eine Steckverbindung mit den Gestellseiten verbinden. Zum Spannen des Bezuges und zur Stabilisierung des Sessels wird das gerade Edelstahlrohr in die mittler Tasche des Bezuges geschoben und durch eine Steckverbindung an den Gestellseiten befestigt.

Der Fußhocker/Beistelltisch ist nach dem gleichen Prinzip gebaut und sehr einfach zu montieren. In die 3 mm starke Vollkernplatte für den Beistelltisch sind vier „Einschlagmuttern“ eingebaut, so daß eine passgenaue Gestellverbindung hergestellt werden kann.

Bernd Henkel hat zwei sehr liebevoll gestaltete Faltkartons angefertigt, in denen die Gestellteile und Bezüge geschützt aufbewahrt werden können.

 

Wenige Tage nach Eintreffen der Miniatur besuchte ich die Ausstellung „Emil Schumacher und die Form seiner Zeit“ im Emil Schumacher Museum in Hagen. In dieser Ausstellung wurden jedem Lebens-Jahrzehnt Emil Schumachers, Gebrauchs- und Möbeldesign ab den 1950er Jahren, wohnraumähnlichen Ausstellungsfeldern  zugeordnet.

Hierzu zählte auch der „erwachsene“ Bachelor Chair, aus dem Hagener Wohnhaus und Nachlass des Künstlers.

Diesen schönen Zufallsfund nutzte ich natürlich, um Miniatur und Original miteinander zu vergleichen. Es ist erstaunlich, wie präzise und in formal übereinstimmender Ausführung Bernd Henkel diese wunderschöne Miniatur hergestellt hat.


Wildleder auf gebogenem Stahlrohr in N-Form, zerlegbar.

Jerszy Seymour

Miniatur „Workshop Chair“

Der deutsch-kanadische Industriedesigner Jerszy Seymour entwarf den aus schlichtem Fichtenholz und Kunststoff bestehenden Workshop Chair im Jahr 2009. Während des von ihm im Jahr 2010 initiierten Amateur Workshop im Museum MUDAM in Luxemburg stellte Jerszy Seymour unter anderem diesen von ihm entworfenen Stuhl vor. Er lies die Teilnehmer des Workshops mit einfachen Holzlatten und dem beim Workshop Chair verwendeten Kunststoff Polycaprolacton experimentieren und so eigene Entwürfe schaffen.

Polycaprolacton ist ein thermisch verformbarer Kunststoff, der nach dem Erhärten eine stabile Elastizität aufweist, so daß die Verbindungen beim Workshop Chair normalen Belastungen standhalten.

Jerszy Seymour schuf diesen Stuhl aus nur wenigen glatt gehobelten Kanthölzern aus Kiefer/Fichte, einer Sperrholzplatte für den Sitz und der benötigten Menge Polycaprolacton Kunststoff. Die Miniatur aus meiner Sammlung fertigte Bernd Henkel an, der sich bei den verwendeten Materialien streng an das Original hielt.

Maße der Miniatur: 82 x 83 mm, 127 mm hoch.

Maßstab der Miniatur: 1:6

Als ich die Miniatur von Bernd Henkel erhielt, war ich total begeistert. Wenn ich meine Fotos ohne das größenvergleichende Beiwerk wie meinem Zeichenstift oder der transluzente Verpackung gemacht hätte, könnte man annehmen, es handelt sich um den Originalstuhl. Bernd Henkel hat die Miniatur einfach perfekt gearbeitet und auch die Materialien wie beim Original verwendet. Er schrieb mir dazu: „Für den Amateur Workshop Stuhl habe ich einen wachs-ähnlichen Kunststoff verarbeitet, der einen sehr niedrigen Schmelzpunkt hat. Die Farbe kann man beliebig einstellen. Das ist ein ähnliches Material, das auch bei dem Original verwendet wurde (Polycaprolactone Wax). Trotzdem war es recht schwierig die richtige Konsistenz zu erhalten, damit das Material sparsam aufgetragen und realistisch modelliert werden kann. Aber es ist doch recht gut gelungen.“

Die Miniatur ist nicht nur recht gut gelungen, sie ist einfach perfekt!!

Konstantin Grcic

Miniatur „Chair_One“

Konstantin Grcic entwarf den Chair_One im Jahr 2002 für den italienischen Möbelhersteller Magis, der ihn seit 2004 produziert.

Chair_One ist ein Stuhl aus zwei sehr unterschiedlichen und für einen Stuhl sehr ungewöhnlichen Materialien. Das Oberteil aus farbig beschichtetem Aluminiumdruckguss gleicht dem Aufbau eines Fußballs und bildet mit Polyedern in sehr unterschiedlichen Größen die dreidimensionale und sehr transparente Sitzschale des Stuhls. Getragen wird die Sitzschale von einem runden, konisch zulaufenden, imprägnierten Betonfuß.

Die Miniatur wurde von K. M. Bardo in einer Kleinstauflage für Freunde hergestellt.

Maße der Miniatur: 92 x 98 mm, 133 mm hoch.

Maßstab der Miniatur: 1:6

K. M. Bardo stellte die Miniatur im 3D-Drucker her und beschichtete das Oberteil farbig. Den Sockel bemalte er sehr kunstvoll, so daß die Oberfläche der Betonstruktur vom großen Original nicht zu unterscheiden ist.

Die folgenden mir zur Verfügung gestellten Fotos dokumentieren einige Produktionsschritte des im 3D-Druck hergestellten Chair_One.

Xavier Pauchard

Miniatur „Tolix Chaise A“

Den aus Stahlblech verformten Chaise A, entwarf der Unternehmer Xavier Pauchard  im Jahr 1925 für seine eigene Metallmöbelfirma in Autun/Frankreich. Durch die Feuerverzinkung der verformten Metallteile konnte Xavier Pauchard langlebige und rostfreie Metallmöbel zur Verwendung im öffentlichen Raum anbieten. Das inzwischen unter dem Markennamen „Tolix“ registrierte Unternehmen erhielt 1937, anlässlich der Weltausstellung in Paris, einen Auftrag über 16.000 dieser Stühle und Armlehnstühle, die überall im Stadtgebiet aufgestellt wurden. Später wurden statt der feuerverzinkten Ausführung auch Stühle pulverbeschichtet, die nach längerer Benutzung einen Abrieb der Oberfläche erkennen ließen, so wie es bei meiner Miniatur zu sehen ist. Eine Besonderheit des Entwurfs ist die Kehlung der Stuhlbeine, die ein Stapeln des Stuhls ermöglicht. Eine Perforation der Sitzfläche sorgt für das Abfließen von Wasser beim Einsatz im Freien.

Die in meiner Sammlung befindliche Miniatur des Tolix Chaise A wird von BardoGarage auf Etsy unter

https://www.etsy.com/de/shop/bardogarage/

in verschiedenen Farbstellungen angeboten. Den Hinweis auf diese wunderschöne Miniatur erhielt ich von meinem Sammlerfreund Klaus Herda.

Maße der Miniatur: 83 x 93 mm, 158 mm hoch

Maßstab der Miniatur: 1:6

Die Miniatur des Tolix Chaise A entstand im 3D-Druckverfahren aus Kunstharz, ist also nicht wie das große Original aus Metallblech hergestellt. Die Ausgangslage des hier verwendeten Stereolithografie-Druckverfahrens ist ein Becken voller flüssigem Kunstharz. Ein UV-Laser tastet scheibchenweise die vorgegebene Form ab und härtet das flüssige Druckmaterial aus, bis die endgültige Form des Stuhls erreicht ist.

Die Oberfläche der Miniatur wurde vom Künstler sehr liebevoll gestaltet. Die aufgetragenen Abnutzungs- und Roststellen geben der Miniatur wie beim erwachsenen Stuhl  den Charakter eines Vintage.

Maarten Baas

Miniatur „Clay Chair“

Der niederländische Designer Maarten Baas entwarf die Clay-Möbel-Serie im Jahr 2006. Regale, Tische, Stühle und Ventilatoren werden aus synthetischem Tonverbundstoff hergestellt, in dem Ton auf einfache Metallskelette von Hand aufgetragen und modelliert wird. Nach dem Aushärten werden die so entstandenen Unikate farbig lackiert.

Der Clay Chair wird von Maarten Baas auch als Miniatur angefertigt.

Maße der Miniatur: 76 x 84 mm, 121 mm hoch.

Maßstab der Miniatur: 1:6

Die Miniatur in meiner Sammlung ist genau wie das große Original aus Ton hergestellt und gelb lackiert. Die gelbe Miniatur ist auf 100 Exemplare limitiert und wird in einem kleinen Holzkistchen geliefert.

Helmut Bätzner

Miniatur „BA 1171, Bofinger-Stuhl“

Helmut Bätzner entwarf den Bofinger-Stuhl in den Jahren 1964 und 1965 in seinem Karlsruher Architekturbüro. Der zunächst für die Einrichtung des von Helmut Bätzner geplanten Badischen Staatstheaters in Karlsruhe vorgesehene Stuhl wurde von 1968 bis 1984 produziert. Abweichend vom ursprünglich vorgesehenen Einsatz im Badischen Staatstheater wurde der Stuhl in großen Stückzahlen als Objektstuhl in Cafés, Kantinen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Räumen eingesetzt.

Für den durchgängig aus einem Stück Kunststoff produzierten Stuhl wurden Glasfasermatten in durchgefärbten Polyester getränkt und mit hohem Druck und hohen Temperaturen verpresst. Der von der Möbelfirma Wilhelm Bofinger als Lizenznehmer vertriebene Stuhl gilt als der erste aus einem Stück Kunststoff gefertigte Stuhl und als Vorläufer der später so   erfolgreich produzierten Monobloc-Stühle.

Die Miniatur des Bofinger Stuhls wurde in den Jahren von 2003 bis 2010 vom Vitra Design Museum hergestellt.

Maße der Miniatur: 92 x 92 mm, 122 mm hoch

Maßstab der Miniatur: 1:6

Die Miniatur ist genau wie das große Original durchgängig aus Kunststoff angefertigt und glänzend rot lackiert. Zur Miniatur mit der Artikelnummer 20253301 gehört ein Holzkästchen und ein Zertifikat des Vitra Design Museums.

Ludwig Mies van der Rohe

Kissen des Pavillonsessel

Bereits vor vielen Jahren sah ich in einem meiner Bücher Abbildungen der Sessel, die Ludwig Mies van der Rohe 1929 für die Einrichtung seines Deutschen Pavillons in Barcelona entworfen hat. Die mit weißem Glacéleder bezogenen Kissen waren diagonal geknöpft und die Gurte zur Stützung der Rückenkissen waren horizontal verspannt. Auch die Kissen einiger Hocker, die im Pavillon gezeigt wurden, waren diagonal geknöpft.

Bei einem Besuch im Kragstuhlmuseum des Möbelherstellers Tecta in Lauenförde/Niedersachsen, sah ich den auf dem folgenden Foto abgebildeten Barcelona Hocker, der originalgetreu reproduziert war und die diagonale Knöpfung des Polsters zeigt.

Da die in meiner Sammlung befindlichen Miniaturen des Barcelona Sessels und auch die bereits ab 1930 im Kundenauftrag hergestellten Originale die Knöpfung in kassettierter Form aufweisen, habe ich ein Kissen für meine Sammlung mit der diagonalen Knöpfung hergestellt.

Weiches Glacéleder in einer Stärke von weniger als 0,5 mm trug zum Gelingen meiner kleinen Anfertigung bei. Vorbild in puncto Maße waren meine vorhandenen Miniaturen. Ein kleiner von mir angefertigter Acrylständer sorgt für eine schöne Präsentation.

Anonym

Miniatur „Windsor Chair“

Das Vitra Design Museum entwickelte 1997 die Miniaturenausstellung

„Designmaßstäbe – 100 klassische Sitzmöbel“

Die vier produzierten Ausstellungssätze mit je 100 Miniaturen wurden bis vor vier Jahren parallel weltweit gezeigt. Nach vielen erfolgreichen Ausstellungen in mehr als 20 Jahren wurden die Ausstellungssätze aufgelöst und fanden nun einen Platz im Archiv der Sammlung des Vitra Design Museums. Einige der Miniaturen wurden an Sammler verkauft, zu der auch die hier von mir gezeigte Miniatur des Windsor Chairs gehört. Im Katalog, der die Miniaturenausstellung begleitete, wird die Miniatur des Windsor Chairs als Nr.1 geführt. Ausführliche Informationen von Mateo Kries, dem damaligen Kurator der Ausstellung und heutigen Direktor des Vitra Design Museums, geben Erkenntnisse zur Entwicklung und Geschichte der Windsor-Stühle.

Da der Katalog seit langem vergriffen ist und nur noch antiquarisch angeboten wird, habe ich die zum Windsor Chair gehörigen Katalogseiten nachstehend abgebildet.

Alvar Aalto

Miniatur „Stuhl 21“

Alvar Aalto entwarf für die 1929 in München stattgefundene Ausstellung Die Wohnung für das Existenzminimum einen stapelbaren Freischwinger mit einem Gestell aus verchromtem Stahlrohr. Die Sitzschale aus durchgängig gebogenem Sperrholz wurde direkt, oder auch auf Distanzhülsen, mit dem Stahlrohruntergestell verbunden.

1933 entstand der Stuhlentwurf neu, mit einem freischwingenden Gestell aus schichtverleimtem Birkenholz und erhielt die Bezeichnung Stuhl 21.

Eine Miniatur dieses Entwurfs habe ich für meine eigene Sammlung selber angefertigt.

Maße der Miniatur: 79 x 112 mm, 140 mm hoch.

Maßstab der Miniatur: 1:6

Wie schon einige der von mir angefertigten Miniaturen aus gebogenem Holz, habe ich das Gestell und auch die Sitzschale aus mehreren Lagen 0,6 mm starkem Birkenfurnier verformt und dauerhaft verleimt. Die Oberflächen sind ungebeizt und seidenmatt lackiert.